Rolex Farr 40-Europameister: Die italienische Vincenzo Onorato gewann am Sonntag

Sunday, 31 August 2008


Der amtierende Weltmeister ist auch der neue Europameister: Die italienische „Mascalzone Latino“ von Eigner und Steuermann Vincenzo Onorato gewann am Sonntag (31. August) in einem Herzschlagfinale vor Travemünde die Rolex Farr 40-EM 2008. Sein Landsmann Giovanni Maspero lieferte ihm mit der „Joe Fly“ bis zum Schluss einen erbitterten Zweikampf, hatte aber am Ende um einen Punkt das Nachsehen. Mit zwei zweiten Plätzen zum Abschluss war die „Struntje light“ des Lüneburgers Wolfgang Schäfer Boot des Tages und segelte auf den vierten Gesamtrang hinter Olli-Pekka Lumijärvis „Siragusawa“ aus Finnland vor.

Das Bild hatte Symbolcharakter: Der Mailänder Großreeder Vincenzo Onorato und Giovanni Maspero, Multiunternehmer vom Comer See, zwei Ikonen der eignergesteuerten Farr 40-Klasse, nahmen sich zum Siegerfoto in den Arm. Bei der Gratulationscour, die auf einem schmalen Holzsteg begann und nicht enden wollte, überschütteten sich die Italiener gegenseitig mit Lob. „Es war eine unheimlich spannende Regatta mit einem der besten Verfolger, den wir je hatten“, meinte der überglückliche Sieger, dessen Mobiltelefon seit dem Anlegen nicht mehr still stand.

Und der Unterlegene attestierte ihm „eine fabelhafte, nahezu fehlerfreie Leistung“, die nicht zu toppen gewesen sei. Bereits auf dem Wasser hatten sich die Mannschaften nach dem Zieleinlauf über die Reling von Boot zu Boot beklatscht und den Zwist nach der Rolex Farr 40-Weltmeisterschaft im April in Miami/USA endgültig begraben. Dort war der Endstand genauso gewesen, nachdem die „Joe Fly“ nach der letzten Wettfahrt einen Protest aufgrund einer Wegerechtsverletzung verloren hatte.

Die wohl vorentscheidende Situation am Sonntag war der Start zur ersten Tageswettfahrt. „Wir hatten unseren Bordcomputer bei Leichtwind eingestellt“, erklärte Giovanni Maspero, „als die Brise dann kurz vor dem Start auffrischte, stimmte das Timing plötzlich nicht mehr“. Die „Joe Fly“ lag beim Startschuss wenige Meter über der Startlinie und musste nochmal umdrehen. „Das waren nur anderthalb Sekunden“, berichtete Wettfahrtleiter Peter Reggio, aber zu früh ist halt zu früh. Während die „Mascalzone Latino“ an der Spitze ein einsames Rennen zum fünften Tagessieg fuhr, erwischte die „Joe Fly“ nach einer famosen Aufholjagd bis zum Ziel nur die „Struntje light“ nicht mehr, die so zum Zünglein an der Waage hätte werden können.

Bei traumhaften Bedingungen mit Südostwind der Stärke drei bis vier sah die Lübecker Bucht in gleißendem Sonnenlicht anschließend ein Finale mit vielen Finessen höchster Segelkunst. Die beiden italienischen Widersacher zogen alle taktischen Register. Nach der tagelangen Punktgleichheit musste die „Joe Fly“ im entscheidenden Moment ausbrechen, um den Verlust aus der vorangegangenen Wettfahrt wettzumachen. Zwei Gegner musste sie zwischen sich und der Führenden bringen. Trotz des etwas schlechteren Starts ließ sich die „Mascalzone Latino“ aber nicht abschütteln und klebte wie ein Magnet an ihrer Gegnerin.

„Wir sind immer cool und relaxed geblieben, auch wenn die Anspannung am höchsten war“, verriet Vincenzo Onorato sein Erfolgsgeheimnis, „das war Matchracesegeln vom Feinsten.“ Als der 52-Jährige mit den roten Kniestrümpfen seiner Frau („das sind meine Glückbringer, die trage ich auf Regatten immer“) auf dem Vordeck seines Schiffs stand und die Arme hoch riss, gab es wohl keinen glücklicheren Menschen auf der Welt. „Dreimal waren wir schon EM-Zweiter und hatten nur einmal gewonnen“, so der Sieger, „jetzt haben wir unsere Saison endgültig gekrönt.“

Obwohl er sich vor der Regatta mehr vorgenommen hatte, feierte auch Wolfgang Schäfer einen versöhnlichen Abschluss. „Meine neue Mannschaft ist noch nicht hundertprozentig aufeinander abgestimmt“, so der Steuermann, „aber die aufsteigende Form macht uns Mut für die nächste Saison. Unterm Strich müssen wir nach dem Verlauf mit Rang vier zufrieden sein.“ Und einer freute sich ganz im Stillen: Vasyl Gureyev, ehemaliger Wirtschafts- und Verteidigungsminister der Ukraine und heutiges Parlamentsmitglied schloss seine erste Rolex Farr 40-Europameisterschaft mit einem Tagessieg ab. „Wir werden trainieren und wiederkommen“, versprach der ranghohe Politiker.

„Alle haben die Tage in Travemünde sehr genossen, denn Rolex hat uns hier eine herzliche Gastfreundschaft in einer fantastischen Regattaheimat geboten“, sprach Geoff Stagg (USA) wohl stellvertretend für die meisten Teilnehmer. Stagg ist Manager der internationalen Farr 40-Klassenvereinigung, die den Event zusammen mit dem Norddeutschen Regatta Verein Hamburg und dem Lübecker Yacht-Club an der Travemündung veranstaltet hatte. Von der feierlichen Eröffnung auf dem historischen P-Liner „Passat“ über ein exklusives Crewdinner zur Halbzeit bis zur Preisverteilung im Racevillage, eine edle, weiß-mediterrane Zeltlandschaft, boten die Organisatoren dank Rolex einen würdigen Rahmen. Geoff Stagg: „Das war das beste Setup, das es je bei einer Farr 40-Regatta weltweit gab.“

Der Gesamtsieger wurde nicht nur mit der EM-Trophäe belohnt. Peter Streit, Geschäftsführer von Rolex Deutschland aus Köln, überreichte Vincenzo Onorato eine edle Rolex Armbanduhr des Modells Sea-Dweller, die bereits Sammlerwert erlangt hat. Nach dem dreimaligen Gewinn der Rolex Farr 40-Weltmeisterschaft war auch diese Auszeichnung für den Mailänder noch etwas ganz Besonderes. Unter dem Applaus der mehr als hundert Segler lud Peter Streit die Farr 40-Familie für 2012 zur Rolex Farr 40-Weltmeisterschaft ein.

Die nächste Rolex Baltic Week findet vom 5. bis zum 12. Juli 2009 in Kiel statt. Dann kommt es zum zweiten Mal nach 2006 zur Europameisterschaft der olympischen Starboot-Klasse. Die Rolex Baltic Week ist die einzige von Rolex in Deutschland unterstützte Segelveranstaltung. Zum weltweiten Kalender der Rolex-Regatten gehören Events wie der Maxi Yacht Rolex Cup, der am Montag (1. September) in Porto Cervo auf Sardinien in Italien beginnt, der daran an gleicher Stelle anschließende Rolex Swan Cup sowie das Rolex Middle Sea Race im Oktober in Malta und das Rolex Sydney Hobart Yacht Race zum Jahreswechsel in Australien.

Segeln in Zahlen

Ergebnisse der Rolex Farr 40-Europameisterschaft 2008 vom 31. August

9. Wettfahrt:

1. Mascalzone Latino (Vincenzo Onorato/Italien),
2. Struntje Light (Wolfgang Schäfer/Lüneburg),
3. Joe Fly (Giovanni Maspero/Italien),
4. Backbone (Thomas Kiær/Dänemark),
5. Team Bergen (Sverre Valeur/Norwegen),
6. Siragusawa (Olli-Pekka Lumijärvi/Finnland),
 …11. Facilia Mare (Arnd Christofer Frohne/Frankfurt am Main).

10. Wettfahrt:

1. Arctur (Vasyl Gureyev/Ukraine),
2. Struntje Light,
3. Backbone,
4. Siragusawa,
5. Team Bergen,
6. Asterisk (Ole van der Heide/Dänemark),
…11. Facilia Mare.

Endergebnisse der Rolex Farr 40-Europameisterschaft 2008:

1. Mascalzone Latino (Vincenzo Onorato/Italien) 27 Punkte;
2. Joe Fly (Giovanni Maspero/Italien) 28;
3. Siragusawa (Olli-Pekka Lumijärvi/Finnland) 37;
4. Struntje Light (Wolfgang Schäfer/Lüneburg) 49;
5. Asterisk (Ole van der Heide/Dänemark) 53;
6. Backbone (Thomas Kiær/Dänemark) 55;
…12. Facilia Mare (Arnd Christofer Frohne/Frankfurt am Main) 119.

Die Rolex Baltic Week ist die einzige von Rolex in Deutschland unterstützte Segelveranstaltung. Zum weltweiten Kalender der Rolex-Regatten gehören Events wie der Maxi Yacht Rolex Cup direkt im Anschluss an die Rolex Baltic Week Anfang September in Porto Cervo, der daran an gleicher Stelle anschließende Rolex Swan Cup sowie das Rolex Middle Sea Race im Oktober in Malta und das Rolex Sydney Hobart Yacht Race zum Jahreswechsel in Australien.
Andreas Kling
Farr 40 fotos:

Last Updated ( Sunday, 31 August 2008 )